Als im Rahmen von Theater
der Welt 2002 das künstlerische
Begleitprojekt BILD.BAU.STELLE
II initiiert wurde, war es das erklärte Ziel des Projektes,
mit Folgemaßnahmen das Engagement des ITI auf dem Gebiet der
theatralen Intervention in Konfliktzonen zu verstärken und
den überzeugenden ersten Ergebnissen Nachhaltigkeit zu verleihen.
Die akkumulierten Erfahrungen der Folgeprojekte von "My unknown
enemy" in einem Projekt neuer Qualität bei Theater der
Welt 2005 aufzuheben, wurde von den im Vorbereitungszeitraum zu
resümierenden Ergebnissen und möglichen Konstellationen
abhängig gemacht.
Zum Festival Theater
der Welt 2005 stellte das
ITI den Sudan als prioritäte Region für ein ITI-Engagement
in den Mittelpunkt der BILD.BAU.STELLE. Die damalige Verschärfung
der Lage im Sudan, der Bürgerkrieg, die Fülle von Konflikten
zwischen afrikanischen und arabischen Interessen die um Wasser (Nil),
Land und Öl (panafrikanische Ost-West Achse) entbrannt waren,
die humanitäre Katastrophe und die Ohnmacht der politischen
Akteure ließen den Sudan zu einem weltpolitischen Brennpunkt
werden. Inmitten der humanitären und politischen Katastrophe
im Sudan existierte ein noch funktionierendes nationales ITI-Zentrum,
das mit einem Projekt "Theatre between the frontiers"
Theater auf beiden Seiten der Bürgerkriegsfront machte. Sudanesische
"Theatre between the frontiers" mit ausgewählten
Teilnehmern des "My unknown enemy" Workshops in Stuttgart
zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam Methoden und theatrale
Mittel von Theater und darstellender Kunst in Krisengebieten zu
erarbeiten, war der Kern der ITI BILD.BAU.STELLE bei Theater
der Welt 2005.
Neben praktischen Übungen und dem Austausch der unterschiedlichen
Erfahrungen und darstellerischen Methoden spielten auch theoretische
Fragestellungen eine Rolle. Welche Rolle wächst Theater in
einer Welt radikalisierter Polarität zu? Wie resistent ist
Theater gegen Missbrauch und wie ideologisch muss/darf es sein?
Wichtige Bestandteile des Workshops waren das Anknüpfen an
grundlegende Traditionen des Performativen wie Tanz/Bewegung, Gesang,
storytelling sein; Traditionen, die gerade im Sudan eine reiche
und vielgestaltige Geschichte haben.
Als wichtigstes Ergebnis des Workshop gilt die Initiierung der
Gründung eines Zentrums für Theater in Konfliktzonen im
Sudan sowie die erste grundlegende Qualifikation der sudanesischen
Teilnehmer dafür. Diese Qualifikationen konnten nur Ergebnis
eines intensiven Austauschprozesses sein. Erfahrungen, wie sie im
Sudan gemacht werden, sind von Europa aus nicht antizipierbar. Der
Workshop war somit kein isoliertes einmaliges Erlebnis für
die Teilnehmer, sondern von Anfang an Teil eines weit gesteckten
internationalen Projektes unter Federführung des ITI. Partner
in dieser Arbeit waren das ITI Sudan, (Ali Mahedi, Khartoum), das
Theatre of the Oppressed (Augusto Boal und Barbara Santos, Rio de
Janeiro) und das Odin Teatret (Eugenio Barba, Holsterbro). Die künstlerische
Koordination übernahm Alexander Stillmark (CIDC); für
die Projektkoordination in Deutschland und Sudan stand Nora Amin,
Performerin und Autorin aus Kairo / Ägypten zur Verfügung.