Music Theatre NOW richtet sich sowohl an das breite Publikum wie
auch an internationale Fachleute aus dem Kreis der Künstler
und Produzenten. Auf jeweils verschiedene Art soll Music Theatre
NOW beiden Zielgruppen eine Plattform für neue Erfahrungen
wie gemeinsamen Austausch des Festivals zu einem Kommunikationszentrum
zwischen Künstlern, Produzenten und Publikum zu machen - auf
allen Ebenen, in allen Räumen, in allen Formen und zu jeder
Tageszeit.
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wandten
sich Komponisten und Regisseure des Musiktheaters ästhetisch
und programmatisch gegen die traditionellen Produktionsstrukturen
der Oper, die ästhetische Fortentwicklung des Genres erwuchs
vielfach aus dem Durchbrechen dieser blockierenden Strukturen. Und
so formierten sich seit den 1980er Jahren in vielen Ländern
Europas zahlreiche kleine Kompanien, Künstler suchten ihre
eigenen Produktionsformen und Partner, Festivals vergaben zunehmend
Aufträge für neue Werke. Angespornt vom wachsenden Interesse
an "Hybridformen" wandten viele unabhängige Künstler
sich dem Musiktheater zu. Das Interesse am Musiktheater - oszillierend
zwischen Oper und interdisziplinärem Experiment - wuchs und
breitete sich über die europäischen Grenzen hinweg aus.
Trotz dieses Aufblühens bleibt das Genre Musiktheater im internationalen
Kontext weiterhin an der Peripherie der Kunstszene. Sogar in den
Ländern, in denen herausragende Werke entstanden, werden diese
Musiktheater-Produktionen tendenziell als Unikate, außerhalb
jeglichen Entwicklungskontinuums, betrachtet. Die notwendige Struktur
und Vernetzung von bestehenden Kompanien, Labels und Veranstaltern,
die dazu dienen könnte, der Gattung und den Künstlern
eine Plattform zu geben, existiert in keinem Land. Music Theatre
NOW soll den Aufbau eines Netzwerks innerhalb der Struktur des Internationalen
Theaterinstituts, das über die Grenzen Europas hinaus reicht
- und das in dieser Art nirgendwo sonst existiert - unterstützen.
Gleichzeitig soll das Festival auf eine Kunstform aufmerksam machen,
die in Deutschland - wie vielfach weltweit - wenig Profil hat.