Reader Kulturelle Vielfalt
Warum spielt das Thema Kulturelle Vielfalt in der internationalen
Ebene so eine große Rolle und scheint zugleich die künstlerische
Arbeit in Deutschland so wenig zu berühren? Handelt es sich
derart um eine künstliche Debatte, fern der "eigentlichen"
Sorgen deutscher Theaterhäuser?
Für den Herbst 2003 hatte die Welthandelsorganisation WTO
eine neue Runde der Verhandlungen zu einem Vertrag über den
Austausch von Dienstleistungen General Agreement on Trade in Services
– GATS) angesetzt. Spätestens im Vorfeld dieser Verhandlungen
wurde die kritische Öffentlichkeit auf die Gefahren der geplanten
Liberalisierung aufmerksam: in der Folge internationaler "Verbesserungen
des Marktzugangs für die Anbieter von Dienstleistungen"
steht auch – neben Bibliotheken, Museen, Konzerthäusern
– die aufgrund vielfältiger öffentlicher Förderung
so reichhaltige Theaterlandschaft hierzulande in Frage. Nur als
Beispiel in der Logik von GATS: Wenn ein ausländischer Theateranbieter
einer Kommune das gleiche Angebot wie das Stadttheater bieten kann,
kann er gleiche hohe Subventionen einklagen bzw. konsequenter: die
Subventionen müssen generell eingestellt werden, weil sie gleiche
Marktchancen verhindern.
Gegenwärtig bringen staatliche Institutionen, die Arbeitsgruppen
der NGOs und Experten ihre Positionen zum Entwurf der Konvention
ein, im späten Frühjahr 2005 soll der überarbeitete
Entwurf vorliegen. Im Oktober 2005 könnte auf der 33. UNESCO
Generalkonferenz der Entwurf beraten und ein Übereinkommen
verabschiedet werden.
Damit würde ein bindendes internationales Abkommen vorliegen,
gegen das bei der nächsten Verhandlungsrunde der WTO, im Januar
2006, keine gegenteiligen Beschlüsse gefasst werden können.
Im Herbst 2006 wurde die UNESCO-Übereinkunft schließlich
angenommen.
Um zu dieser Debatte weitere Dokumente bereitzustellen, Hintergrundinformationen
zu liefern und Diskussionsanregung zu geben, hat das Gemeinsame
Europasekretariat der deutschen Kultur-NGOs einen Reader erarbeitet.
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