Pressemitteilung vom 11.06.2008

Verleihung des ITI-Preises an Andrzej Wirth

Das Zentrum Bundesrepublik Deutschland des Internationalen Theaterinstituts e.V. (ITI) verleiht seinen Preis zum Welttheatertag an

Andrzej Wirth


Als Gründungsdirektor und ehemaliger Lehrstuhlinhaber des Studiengangs "Angewandte Theaterwissenschaft" hat Andrzej Wirth in Giessen einen Studiengang geschaffen, der in seiner Ausrichtung - nicht nur in Deutschland - einmalig ist und aus dem Künstler wie René Pollesch, Rimini Protokoll, She She Pop etc. hervorgegangen sind. Die Ehrung verweist auf das Lebenswerk des Theatermannes Wirth und auf die Wurzeln des performativen Theaters in Deutschland, das heute auf vielen Bühnen im In- und Ausland sehr erfolgreich ist.

Andrzej Wirth hat das Theater Bertolt Brechts, Heiner Müllers, Robert Wilsons oder Jerzy Grotowskis in die Welt und in die Köpfe der nächsten Generationen getragen. Er hat Ideen von Theaterkünstlern aufgegriffen und im umfassendsten Sinn weiter gedacht und weiter gegeben. Mit seinem Lebenswerk hat Andrzej Wirth Theater als etwas immer wieder neu zu Erfindendes postuliert und mit diesem Virus weltweit Künstler angesteckt.

Der Preis in Form einer Urkunde wird im Rahmen des Festivals Theater der Welt in Halle (Saale) übergeben. Die Laudatio hält René Pollesch. Im Rahmen der Veranstaltung präsentiert das ITI die essayistische Videoperformance "Las Venice" von Andrzej Wirth und Thomas Martius.

Die Preisverleihung findet statt am Sonntag, 29. Juni 2008 um 16.00 Uhr im Festivalzentrum "Neue Residenz", Domstraße 5, 06108 Halle (Saale)


Der Literaturwissenschaftler Andrzej Tadeusz Wirth wurde 1927 im polnischen Wlodawa geboren 1927.

Nach dem Krieg studierte er analytische Philosophie in Lodz und Warschau und promovierte in Breslau mit einer Dissertation über Brecht. Auf die Einladung von Bertolt Brechts Berliner Ensemble ging Wirth 1956 für zwei Jahre nach Berlin und nahm Kontakt mit deutschen Akademikern und Literaten auf. Er schloss sich der Gruppe 47 an und wurde als Kritiker, Übersetzer und Herausgeber zum Vermittler zwischen deutscher und polnischer Kultur.

1966 ging Andrzej Wirth als Gastprofessor in die USA, er unterrichtete an der Stanford University und der City University of New York, außerdem erhielt er Gastprofessuren an der Harvard University, in Yale, in Oxford und an der Freien Universität Berlin.

1982 folgte er einem Ruf an die Justus Liebig Universität Gießen, wo er das erste deutsche Institut für Angewandte Theaterwissenschaft gründete, das er bis zu seiner Emeritierung 1992 geleitet hat. Sein beruflicher Lebensweg ist eng verbunden mit Robert Wilson und Heiner Müller, die er als Gastprofessoren an das Gießener Institut holte.

Der Preis des ITI zum Welttheatertag würdigt Ländergrenzen übergreifende Theaterarbeit und beispielgebende Leistungen.
Der erste Preisträger war 1985 der Regisseur Klaus-Michael Grüber. Es folgten der Dramatiker und Regisseur George Tabori (1986), die Mülheimer Theatertage (1987), die Hauptredaktion Theater und Musik des zweiten Deutschen Fernsehens (1988), Karl-Ernst Herrmann (1989), Pina Bausch (1990), Hans Werner Henze (1991), Peter Palitzsch (1992), Thomas Langhoff (1993), Tankred Dorst (1994), Siegfried Matthus (1995), William Forsythe (1996), der Gert Voss (1997), Achim Freyer (1998), das GRIPS-Theater Berlin mit seinem Autor und Theaterleiter Volker Ludwig (1999), Adolf Dresen (2000), das Forum Junger Bühnenangehöriger unter der Leitung von Manfred Linke (2001), Roberto Ciulli und das Theater an der Ruhr (2002), Frank Castorf (2003), Nele Hertling (2004), Kurt Hübner (2005), Heiner Goebbels (2006) und Peter Konwitschny (2007).

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung - unter 030 / 791 17 77.

www.iti-germany.de